Wie FTS die Effizienz der Auto-Industrie steigern können
Soll der Materialtransport in Produktions- und Logistikprozessen automatisiert werden, können Fahrerlose Transportsysteme (FTS) eine adäquate Lösung sein. Insbesondere, wenn die Transportwege flexibel und die zu befördernden Güter variabel sind. In der Automobilindustrie ist dies zunehmend der Fall. Wir zeigen am Beispiel eines großen deutschen Automobilherstellers, wie FTS in dieser Branche effektiv eingesetzt werden können.
Wer heutzutage ein Auto kauft, konfiguriert es häufig selbst. Das eine Standardfahrzeug, das in großer Stückzahl produziert wird, gibt es kaum noch. Insbesondere die Innenausstattung variiert stark: Sitzbezüge, Farbe der Armaturen, Lenkrad mit oder ohne Heizung… Jede Autofahrerin und jeder Autofahrer hat andere Wünsche, setzt andere Prioritäten. Für die Automobilindustrie bedeutet dies, dass jedes Fahrzeug individuell gebaut werden muss. Entsprechend werden für die Fertigung jedes Autos unterschiedliche Teile benötigt.
Die Intralogistik in der Automobilindustrie ist daher komplex. Insbesondere die Belieferung der Montageplätze mit Bauteilen aus dem Lager erfordert Flexibilität. Ursächlich dafür sind die Variantenvielfalt der Bauteile und die notwendige Sequenzierung. Statische Materialflusssysteme, etwa Fließbänder, stoßen da an ihre Grenzen. FTS hingegen nicht, Flexibilität ist ihre große Stärke.
FTS in der Automobilindustrie: Beispiel aus der Praxis
Ein großer deutscher Autobauer macht sich dies zunutze: Um die Montageplätze mit Bauteilen zu versorgen, sind zahlreiche FTS zwischen Lager und Produktion unterwegs. Dass die einzelnen Bauteile unterschiedlich groß sind (Variantenvielfalt) und in einer exakten Reihenfolge zum Einbau vorliegen müssen (Sequenzierung), ist für die FTS kein Problem.
Die Kommissionierung erfolgt manuell. Das Personal im Lager legt jedes Bauteil auf einen Bereitstellwagen – nur ein einziges Teil pro Wagen. Auf diese Weise ist die Flexibilität maximal. Die Bereitstellwagen sind exakt auf die Güter ausgelegt, sodass kleine und große, leichte und schwere Bauteile sicher transportiert werden. Es besteht keine Gefahr, dass sie herunterfallen, irgendwo anecken oder hin und her rutschen und dabei beschädigt werden.
Die FTS holen die Bereitstellwagen im Lager ab und bringen sie in die Produktion. Haben die Monteurinnen und Monteure die Bauteile entnommen, bringen die FTS die Bereitstellwagen zurück ins Lager. Dies geschieht voll automatisch. Die FTS werden über das Warenmanagementsystem gesteuert und stehen miteinander in Kontakt. So erhalten eilige Lieferungen Vorfahrt.
Diese Form der automatischen Einzeltransporte ermöglicht eine maximale Flexibilität.
Anforderungen an FTS in der Automobilindustrie
Um effektiv in die Lager- und Produktionsprozesse eingebunden zu sein, müssen FTS einige Kriterien erfüllen. Um nicht zu tief ins Detail zu gehen, werden hier nur drei wesentliche Anforderungen dargestellt.
Komplexität der Routenplanung und -führung
Die FTS müssen komplexe Routenplanung und -führung unterstützen. Dazu ist in jedem FTS ein genauer Routenplan eingespeichert. In dem hier beschriebenen Beispiel wurden zudem Wegmarken installiert, an denen sich die Fahrzeuge orientieren können.
Sicherheit
Da zum einen viele FTS gleichzeitig und zum anderen auch Menschen in Lager und Produktion unterwegs sind, ist die Kollisionsgefahr per se groß. Es muss also verhindert werden, dass Menschen oder Fahrzeuge zu Schaden kommen. Bei dem Automobilhersteller wurden daher Schutzzonen eingerichtet und die FTS mit Sensoren ausgestattet. Befinden sich Hindernisse in den Schutzzonen, bremsen die FTS automatisch ab und es ertönt ein Signal. Wenn das Hindernis den Weg daraufhin nicht frei macht, stoppen die FTS und müssen durch die Zentrale freigegeben werden, um weiterfahren zu können.
Niedriger Energieverbrauch
Der Einsatz vieler FTS hat einen hohen Energiebedarf zufolge. Um diesen möglichst gering zu halten, wird darauf geachtet, dass die Last des Förderguts so klein wie möglich ist. Aus diesem Grund wurden die Bereitstellwagen speziell für diesen Anwendungsfall konstruiert. Dabei wurde auf ein möglichst niedriges Gewicht geachtet.
Fazit
Unterm Strich gelingt es durch den Einsatz von FTS, die Effizienz in der Produktion zu steigern. Die Intralogistischen Prozesse lassen sich exakt auf die Produktionsbedingungen auslegen: Niemand muss bei der Montage auf benötigte Bauteile warten. Ändern sich die Warenflüsse, passen sich die FTS automatisch an.