New Work in Produktionsfirmen: Geht das?
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Um neue Arbeitsmodelle zu beschreiben, hat sich der Begriff „New Work“ etabliert. Gemeint sind menschenzentrierte, flexible und agile Strukturen mit flachen Hierarchien im Job. Üblicherweise werden damit unter anderem Homeoffice, höhenverstellbare Schreibtische in großen, offenen Räumen oder abteilungsübergreifende Zusammenarbeit assoziiert. Viele Tätigkeiten im Büro lassen sich mit New-Work-Konzepten einfach vereinbaren. Aber ist dieses moderne Arbeitsmodell ausschließlich denjenigen vorenthalten, die am PC arbeiten? Wir erklären, was New Work in der Produktion bedeutet und warum sie wichtig ist – für Mitarbeitende und für Unternehmen.
Es ist heute wichtiger denn je, Mitarbeitende aktiv in Unternehmensentscheidungen und Veränderungsprozesse mit einzubeziehen, auf ihr Fachwissen zu bauen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sie motiviert arbeiten und ihr volles Potenzial entfalten können. New Work ermöglicht all das.
Was ist New Work?
Ursprünglich wurde der Begriff New Work von dem Philosophen Frithjof Bergmann geprägt. Nach seiner Definition geht es vor allem um die Punkte Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Arbeitnehmende sollen die Möglichkeit haben, sich kreativ auszuleben und ihre Persönlichkeit frei zu entfalten.
Konkret umfasst das New-Work-Konzept heutzutage insbesondere flache Hierarchien sowie Flexibilität in der Arbeitszeit und mit Blick auf den Arbeitsort. Teams werden projektbezogen aus verschiedenen Abteilungen zusammengesetzt, jeder und jede Einzelne kann Ideen einfließen lassen, Kommunikation wird auf allen Unternehmensebenen ermöglicht und Mitarbeitende können in Teilzeit und/oder remote arbeiten. Die Ermöglichung einer flexiblen Einteilung der Wochenarbeitsstunden durch die Mitarbeitenden sowie die Berücksichtigung ihrer Ideen im Arbeitsprozess bedeutet, dass ihnen ein hohes Vertrauen entgegengebracht wird. Auch Digitalisierung und ergonomische, gesundheitsschonende Arbeitsplätze sind Teil der neuen Arbeitskultur.
Mitarbeitende sind eine wertvolle Ressource für Unternehmen und sollten auch entsprechend wertgeschätzt werden. New-Work-Konzepte beinhalten daher auch eine neue Führungskultur: Führungskräfte agieren als Coaches und nehmen die Wünsche, Ideen und Bedenken ihrer Mitarbeitenden ernst. Zudem herrscht eine offene Kommunikation über alle Unternehmensebenen hinweg, bei der Angestellte ohne Sorge ihre Anliegen äußern können. Dabei sollte auf die Bedürfnisse der einzelnen geachtet werden: Manchen Mitarbeitenden sind flache Hierarchien besonders wichtig, andere legen andere Wert darauf, dass Veränderungen in der Arbeitsorganisation sinnvoll und rechtzeitig begründet werden. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steht im Fokus, nicht zuletzt zur Steigerung ihrer Arbeitsmotivation und damit auch der Produktivität des Unternehmens.
Warum ist New Work sinnvoll?
Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden
Insbesondere vor dem Hintergrund des Wandels vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt wird New Work für Unternehmen immer wichtiger: Bewerbende entscheiden sich wahrscheinlich für Unternehmen, die ihnen ein angenehmes Umfeld mit flachen Hierarchien und einer offenen Kommunikation sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance bieten und bei denen sie einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen können. Bestehende Mitarbeitende, die innerhalb des Unternehmens vernetzt und in Entscheidungsprozesse eingebunden sind, fühlen sich diesem zugehörig und bleiben ihm meist langfristig erhalten.
Effizienzsteigerung
New Work kommt auch der Produktivität eines Unternehmens zugute. Denn Mitarbeitende – insbesondere diejenigen, die schon länger Teil des Unternehmens sind – verfügen über umfassendes Fachwissen. Arbeiten sie agil, also projektbezogen teamübergreifend zusammen, führt das oft zu besseren Arbeitsergebnissen.
Auch flexible Arbeitszeitmodelle wirken sich positiv auf die Effizienz aus. Können Angestellte ihre Arbeitszeit und den -ort an ihrem Privatleben ausrichten, steigert dies die Motivation bei der Arbeit, da diese als weniger belastend wahrgenommen wird.
Verbesserung der Gesundheit der Mitarbeitenden
Ein weiterer, häufig im Zusammenhang mit New Work genannter Begriff ist die Ergonomie am Arbeitsplatz. Sind etwa Bürostühle und Schreibtische oder zu bedienende Maschinen auf eine gesunde Körperhaltung ausgerichtet und wird auf augenschonende Lichtverhältnisse geachtet, verringert sich damit langfristig der Krankenstand unter den Mitarbeitenden und kann die Fluktuation minimieren. Dies gilt auch für Arbeitszeiten, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeitenden ausgerichtet sind, etwa in Form von Teilzeitmodellen.
Der Fokus der New Work: Die Mitarbeitenden
New Work ist darauf ausgerichtet, das Arbeitsumfeld für Mitarbeitende optimal zu gestalten, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können. Dies umfasst neben hoher Flexibilität, Digitalisierung und Ergonomie insbesondere einen respektvollen Umgang miteinander über alle Ebenen hinweg und regelmäßige Gespräche, die auf Augenhöhe stattfinden.
New Work bedeutet häufig auch weniger starre Strukturen. Statt eines klassischen Top-Down-Ansatzes sollten Führungskräfte auf Wünsche und Sorgen der Mitarbeitenden eingehen und diese in Entscheidungsprozessen berücksichtigen. Dafür bedarf es nicht zuletzt der Bereitstellung digitaler Kommunikationskanäle. Arbeitnehmenden sollte das Gefühl vermittelt werden, dass ihre Wünsche und Ideen erwünscht sind. Das kann zum Beispiel durch eine direkte, transparente Kommunikation ermöglicht werden – etwa, indem Mitarbeitende nach konkreten Vorschlägen gefragt werden, wie eine neue Aufgabe am besten angegangen werden soll.
Führungskräfte sollten dabei eine Art Coach für die Angestellten sein. Anstatt bloßer Handlungsanweisungen sollte der Fokus darauf liegen, dass Mitarbeitende ihre eigenen Ideen einbringen. Sie sollten Führungskräfte an ihrer Seite haben, die die Entwicklung dieser Ideen begleiten und sie ermutigen, Neues auszuprobieren. New Work umfasst auch eine neue Fehlerkultur: Anstatt Schuld zuzuweisen, wenn etwas schiefläuft, sollten Fehler als Chance für Verbesserungen und Weiterentwicklung gesehen werden.
Ist New Work auch in Produktionsbetrieben umsetzbar?
Viele der wichtigsten New Work-Aspekte wirken in erster Linie auf Büromitarbeitende zutreffend – ergonomische Schreibtische, Homeoffice, die flexible Einteilung von Arbeitszeiten und die Kommunikation über alle Ebenen. Produktionsmitarbeitende haben häufig keine Dienstsmartphones oder vom Unternehmen bereitgestellte Computer. Der Zugang zum Intranet – wenn vorhanden – wird dadurch erschwert.
Das bedeutet jedoch nicht, dass New Work ausschließlich denjenigen vorbehalten ist, die am Schreibtisch arbeiten: Auch in der Produktion kann und sollte der Mensch im Vordergrund stehen. Konkret kann das bedeuten:
- Flexible Arbeitszeiten: Zwar erschwert das in Produktionsbetrieben weit verbreitete Schichtsystem die Möglichkeit der flexiblen Arbeitszeiteinteilung. Dennoch können Schichten in Absprache mit Mitarbeitenden eingeteilt werden, anstatt feste Schichtpläne vorzugeben. Auch Teilzeitmodelle, Jobsharing oder Sabbaticals sollten nicht nur Büromitarbeitenden ermöglicht werden.
- Digitalisierung: Digitalisierung bedeutet nicht zwangsläufig, alle Mitarbeitenden mit eigenen Laptops auszustatten. Schon das Ersetzen analoger Pinnwände durch Monitore, auf denen Informationen über Stückzahlen oder Störungen schnell angezeigt werden, spart Zeit und sorgt für Übersichtlichkeit. Außerdem können an zentralen Orten frei zugängliche Computer bereitgestellt werden, um Mitarbeitenden Zugriff auf digitale Tools zu verschaffen. Die Einführung neuer Software kann die Effizienz steigern, etwa in Bezug auf Produktplanung. Auch können Schichtpläne per App bereitgestellt werden, die die Mitarbeitenden auf ihrem privaten Smartphone installieren können. Damit können alle Mitarbeitenden gleichermaßen niedrigschwellig erreicht werden.
- Flache Hierarchien und Agilität: Die Einbindung der Produktionsmitarbeitenden in unternehmensweite Kommunikationskanäle flacht Hierarchien ab. Ebenso bietet sich auch in der Produktion die Kollaboration über verschiedene Abteilungen hinweg an, damit Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten und bestmögliche Ergebnisse erzielen können.
- Gemeinsame Entscheidungsfindung: Wichtig ist, die Meinungen der Belegschaft bei Entscheidungen einzubeziehen, beispielsweise auch bei der Gestaltung des Arbeitsortes die Mitarbeitenden mit einzubeziehen. Was brauchen sie, um sich während der Arbeitszeit und in den Pausen wohlzufühlen? Welche Ausstattung erleichtert ihren Arbeitsalltag? Sind gekennzeichnete Flächen für Geräte und das Aushängen von Lageplänen notwendig, um die Übersichtlichkeit und damit die Effizienz zu erhöhen? Gerade in der Produktion haben Mitarbeitende häufig mehr spezifisches Know-how als die Manager. Sie wissen, wo Optimierungspotenzial besteht.
- Arbeitsgesundheit: Ergonomie am Arbeitsplatz geht über höhenverstellbare Schreibtische und Bürostühle hinaus: in der Fertigung sollte beispielsweise auf rückenschonende Maschinen, augenschonende Beleuchtung und ausreichend Gehörschutz geachtet werden.
Das Beispiel TORWEGGE
Wegen der hohen Relevanz der New Work für die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden, stehen auch bei TORWEGGE die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden im Fokus. Wir legen daher hohen Wert auf flache Hierarchien und ein respektvolles Miteinander über alle Ebenen hinweg. Dabei wird die Entwicklung der Mitarbeitenden bis hin zur selbstständigen Erfüllung verantwortungsvoller Tätigkeiten begleitet. Um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schonen und ihre Effizienz zu fördern, sind die Arbeitsplätze bei TORWEGGE modern und ergonomisch eingerichtet.
Fazit: Der Mensch steht im Fokus
Zusammenfassend lässt sich sagen: New-Work-Modelle lassen sich ebenso auf Tätigkeiten in der Produktion anwenden wie auf solche in Büros. Dabei liegt der Fokus auf den Mitarbeitenden und ihren Bedürfnissen, der Arbeitsort sollte dementsprechend gestaltet werden und (digitale) Tools sollten bereitgestellt werden, um Kommunikation zu verbessern und Effizienz zu steigern.