Fachkräftemangel in der Intralogistik: Wie Unternehmen ihre Logistik am Laufen halten
Auch 2025 ist der Fachkräftemangel ein Thema, das die Wirtschaft branchenübergreifend auf Trab hält. Die Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden und langfristig für das eigene Unternehmen zu gewinnen, macht auch vor der Logistikbranche keinen Halt. In diesem Beitrag geben wir Tipps, wie Unternehmen trotz anhaltender Personalknappheit ihre Intralogistik am Laufen halten.
Fachkräftemangel als anhaltendes Thema
„Fachkräftemangel 2025 auf Rekordniveau“: So titelt die Verkehrsrundschau im Januar zur Lage in Deutschland. Bereits Ende letzten Jahres sagten die Logistikweisen in ihrem Bericht ‚LOGISTIK 2025: Vorbereitung auf eine neue Weltordnung‘ voraus: „Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird sich in der Logistik nicht entspannen.“
Ähnliches zeigt auch eine Befragung, die das Beratungsunternehmen TMG Consultants im Frühling 2024 mit rund 2.500 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus 100 Unternehmen der produzierenden Industrie durchführte. Hier stufte jede/r zweite Befragte den Fachkräftemangel als größte Herausforderung ein.
Die Folgen: Wettbewerbsnachteile, Mehrkosten und Lieferkettenengpässe
Laut dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), einem Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, blieben zwischen Juli 2023 und Juni 2024 rund 30.000 Stellen in deutschen Verkehrs- und Logistikberufen unbesetzt. Konkret fehlten 26.481 qualifizierte Arbeitskräfte, 1.809 Expertinnen und Experten sowie 977 Spezialistinnen und Spezialisten. Ein solcher Personalmangel hat gravierende Folgen – für Unternehmen, für die Branche sowie für die gesamte Wirtschaft.
Fehlende Fachkräfte hängen direkt mit Produktivitätseinbußen in der Intralogistik zusammen: Wo nicht ausreichend Personal vorhanden ist, werden Kommissionierung und Warenausgang verlangsamt. Gleichzeitig kommt es zu einer Überlastung der Belegschaft: Wenn Mitarbeitende Schichten verlängern oder Aufgaben übernehmen müssen, für die sie nicht optimal qualifiziert sind, steigt die Fehlerquote und es kommt vermehrt zu Krankheitsausfällen. Beides führt zu höheren Kosten. Überstunden, der Einsatz externer Dienstleister, eingeschränkte Flexibilität im Falle von Auftragsspitzen und reduzierte Skalierbarkeit aufgrund fehlenden Personals verursachen ebenfalls Kosten und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Laut KOFA fehlen in Deutschland etwa 4.500 Berufskraftfahrerinnen und -fahrer. Die Folge: Verzögerungen an der Rampe und verspätete Lieferungen. Die langsamere Abwicklung kann zu Stillständen in der Produktion führen – im schlimmsten Fall müssen Firmen ihre Werke schließen. Gleichzeitig führen Schwierigkeiten in der Lieferkette zu leeren Regalen oder verspäteten Online-Bestellungen – was wiederum zu unzufriedenen Kunden und wirtschaftlichen Folgen führt.
Die Lösung: Wie Ihre Intralogistik zukunftsfähig bleibt
Es gibt verschiedene Ansätze, die Unternehmen verfolgen können, um ihre intralogistischen Prozesse auch bei unzureichendem Personal effizient zu gestalten. Einer davon liegt nahezu auf der Hand: Automatisierung. Doch es gibt auch kostengünstigere, schnell umsetzbare Alternativen, etwa einfache Fördertechnik oder eine transparente Planung und standardisierte Abläufe. Auch eine Kombination dieser Maßnahmen ist wirkungsvoll.
Erhöhte Effizienz durch Automatisierung
Laut der TMG-Studie haben 63 Prozent der Unternehmen ihre Intralogistik bislang gar nicht oder nur in Ansätzen automatisiert. Dabei haben sie mit modernen Technologien heutzutage vielfältige Optionen, um ihre Abläufe im Lager zu optimieren. Diese reichen von automatischen Lagerverwaltungssystemen über autonome mobile Roboter (AMR) und fahrerlose Transportsysteme (FTS) bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet of Things (IoT) zur Prozessanalyse.
Moderne Automatisierungstechnik hilft, Personalengpässe zu kompensieren: Je mehr Abläufe im Lager automatisiert werden, desto mehr Zeit bleibt den Mitarbeitenden für wertschöpfende Aufgaben – und desto geringer wird die Fehlerquote. So können Unternehmen ihre Personalressourcen gezielt einsetzen.
Auch bei TORWEGGE bieten wir verschiedene Lösungen, um manuelle Prozesse im Lager zu reduzieren – etwa mit der automatischen Hängebahn, die für den Transport, das Puffern und das Sortieren unterschiedlichster Waren über lange Förderstrecken eingesetzt werden kann.
Fördertechnik für eine effiziente Intralogistik – ohne hohe Kosten
Automatisierungslösungen gehen mit einem Investitionsaufwand einher – das ist insbesondere für KMU mit begrenztem Budget abschreckend. Aber bereits Hilfsmittel wie Rollenbahnen oder Förderbänder können manuelle innerbetriebliche Transportwege erleichtern: Sie reduzieren die körperliche Belastung und tragen zu einem schnelleren Materialfluss bei. Schon eine Rollenbahn ohne automatisierten Antrieb kann helfen, Prozesse effizienter und ergonomischer zu gestalten – und das bei vergleichsweise geringer Investition. Auch hier gilt: Je effizienter der innerbetriebliche Materialfluss gestaltet ist, desto eher kann ein Personalmangel kompensiert werden.
Prozesse standardisieren, Mitarbeitende aktiv einbinden
Auch in Lagern, wo viele Prozesse manuell ablaufen, können Personalengpässe abgefangen werden, beispielsweise durch standardisierte Abläufe und klare Transparenz. Mit simplen Maßnahmen lässt sich nicht nur die Effizienz der Prozesse steigern, die Fehlerquote verringern und die Einarbeitung neuer Mitarbeitender vereinfachen, sondern sich auch nachweislich die Motivation der Angestellten erhöhen.
Dazu gehören:
- Verständlich formulierte Arbeitsanweisungen
- Eindeutig festgelegte Zuständigkeiten
- Konsequent befolgte Checklisten für tägliche Abläufe
- Regelmäßige Schulung von Mitarbeitenden zu Arbeitsabläufen
- Aktives Einbinden von Mitarbeitenden in Prozessverbesserungen, etwa durch Feedbackrunden oder Shopfloor Meetings
Werden Mitarbeitende aktiv in die Prozessoptimierung einbezogen, erhöht sich ihre Akzeptanz für Veränderungen. Gleichzeitig bringt Input aus dem Arbeitsalltag bringt meist die effektivsten Ideen mit sich.
Verbesserte Ordnung im Lager
Gerade in unterbesetzten Teams ist die Zeit knapp. Was hilft, ist eine klare Ordnung im Lager: Visuelle Mittel, etwa Farbcodierungen, Lagerplatzkennzeichnungen oder Bodenmarkierungen, verringern die Zeit, die mit der Materialsuche verbracht wird. Durch Systeme wie das „5S“-Prinzip (Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren und Selbstdisziplin) werden Arbeitsabläufe effizienter und die Mitarbeitenden sparen wertvolle Zeit.
Fachkräftemangel aktiv bekämpfen
Bei aller Effizienz, die moderne Tools und Automatisierung mit sich bringen liegt der wichtigste Erfolgsfaktor für Unternehmen nach wie vor in den Menschen, die täglich etwas bewegen. Unternehmen sollten daher Maßnahmen ergreifen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Zeitgemäße Arbeitskonzepte und moderne Technologien erhöhen die Motivation des bestehenden Personals und wirken attraktiv für potenzielle Mitarbeitende.
Attraktivität des Arbeitgebers erhöhen
Bewerbende entscheiden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit für Unternehmen, die ihnen ein angenehmes Umfeld bieten. Dazu gehören laut der Bundesvereinigung Logistik (BVL) Maßnahmen, die die Wertschätzung des Personals unterstreichen. Wer Mitarbeitende auch im privaten Alltag unterstützt, zum Beispiel beim Finden von Kinderbetreuungsplätzen, investiert in Zufriedenheit und Bindung. Weitere Aspekte sind:
- eine angemessene Vergütung
- flache Hierarchien und Agilität
- eine offene Kommunikation und Entscheidungsprozesse auf Augenhöhe
- eine ausgewogene Work-Life-Balance
- flexible Arbeitszeiten
- Ergonomie am Arbeitsplatz
- Kantinen und weitere Sozialräume
Gleichzeitig gilt es, die Attraktivität der gesamten Branche beziehungsweise des Berufsfeldes zu erhöhen – etwa durch die Beteiligung an Image-Kampagnen.
Fazit: Fachkräfte bleiben unverzichtbar
Automatisierung ersetzt keine Fachkräfte, sondern sollte vielmehr als sinnvolle Ergänzung verstanden werden. Moderne Hilfsmittel übernehmen repetitive und körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten, damit Mitarbeitende sich auf komplexe, wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können. Zugleich erhöhen ergonomische Prozesse im Zusammenhang mit klar strukturierten Abläufen und attraktiven Arbeitsbedingungen die Zufriedenheit der Mitarbeitenden – und das fördert wiederum ihre Effizienz. Auch bei TORWEGGE sind wir immer wieder auf der Suche nach neuen Fachkräften. Treten Sie mit uns in Kontakt!